Missbrauch – gerade recherchiere ich zu verschiedenen Missbrauchsthemen und denke: Ufff, wie tief ist denn eigentlich der Abgrund? Und zugegeben, es überkommt mich das dringende Bedürfnis, mal eine Pause zu machen und die ganze Thematik Missbrauch beiseite zu schieben. Das könnte ich natürlich jetzt ohne weiteres tun, doch habe ich mir fest vorgenommen, heute mindestens einen Artikel zu schreiben.
Und dann drängt sich mir die Frage auf: Was macht jemand, der Missbrauch erlebt hat, der durch die Hölle und zurück gegangen ist, der lebenslänglich bekommen hat und der nicht einfach so abschalten und das Thema beiseite schieben kann?
Ich spüre Schmerz und meine Seele weint. Ich spüre den Schmerz der Betroffenen und ich spüre meinen eigenen Schmerz und meine Hilflosigkeit im Angesicht des Leids. Und dennoch … Gibt es eine Alternative? Richte dein Gesicht der Sonne entgegen und der Schatten liegt hinter dir!? Ja, und dennoch ist der Schatten da. Daher mein klarer Standpunkt: Nein, zur Zeit gibt es für mich keine Alternative, denn Wegschauen geht bei Missbrauch nicht.
Und noch etwas nagt an mir: Der Zweifel, ob ich es „richtig“ machen kann. Der Zweifel, ob ich in der Lage bin, den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden. Der Zweifel, ob ich die Sichtweise der Betroffenen würdigen und gleichzeitig ein Thema ins öffentliche Bewusstsein bringen kann, wenn die Öffentlichkeit diese Sichtweise eben oftmals nicht wahrnehmen will. Und die Angst, gegen Windmühlen anzukämpfen. Und dennoch … Gibt es eine Alternative? Nein. Denn Wegschauen geht nicht.