“Vor Allem wünsche ich mir, dass Betroffenen geglaubt wird, dass die Verjährung ersatzlos abgeschafft wird, dass Betroffenen ausnahmslos hohe Entschädigungen gezahlt werden, dass Betroffenen gesetzlich schnellstmöglich Therapie zusteht, dass Bagatellisieren, verleugnen, Schuldumkehrung zu Lasten der Betroffenen etc. strafbar wird. Opferschutz statt Täterschutz, schnellere Verfahren, unter Strafe Stellung von Lügen, Sensationsgier etc. in den Medien, Umdenken in Sachen Sexismus.
Von uns Betroffenen und Überlebenden erhoffe ich mehr Mut, mehr Stärke und mehr Kraft, für unsere Rechte zu kämpfen, auch auf die Straße zu gehen um zu protestieren, zu demonstrieren. Und natürlich eine Rente, die von den Täter_Innen und all jenen zu zahlen sei, die weggesehen, verleugnet, die Betroffenen zum Schweigen gebracht oder sonstwie geschadet haben.” (Betroffene)
„Ich möchte ganz normal behandelt werden – ich bin ein ganz normaler Mensch – und keine schiefen oder abstoßenden Blicke, also Ekel … Einfach nur Verständnis … Kein Mitleid, denn ich habe Frieden mit mir gemacht … Und wie soll mit dem Tätern umgegangen werden? … Ich weiß es auch nicht, was da richtig ist … Haben die es mit der Psyche? … Oder sind es durch und durch böse Menschen?“ (Betroffene)
Ich wünsche mir von der Gesellschaft, dass sie ihre Erziehung umdenkt und sich Gedanken darüber macht wie oft Kinder körperlich enteignet werden.
Beim Haare schneiden, waschen, das Küsschen von der Tante usw. Immer bestimmen Erwachsene über den Körper eines Kindes. Es geht nicht darum, diese Dinge nicht zu tun, sondern darum Kinder auf das Besitzrecht an ihrem Körper aufmerksam zu machen, ihnen zu vermitteln, ihr Körper gehört ihnen damit dürfen sie tun und lassen was sie wollen.
Erwachsene müssen begreifen dass sie mit Kindern darüber diskutieren müssen warum dieses oder jenes geschieht und nicht einfach sagen: Haare müssen jetzt geschnitten/gewaschen werden oder gib der Tante doch ein Küsschen.
Wenn wir ein NEIN in der Erziehung nicht tolerieren, und die körperliche Enteignung in der Erziehung lehren, als gewollte Handlung, ebnen wir den Weg für sexuelle Gewalt.
Außerdem wünsche ich mir, dass Eltern ihre Kinder über sexuelle Gewalt aufklären. Ich habe meinen Sohn (9) auch darüber aufgeklärt. Es hat ihn beschäftigt, auch haben wir viel darüber geredet.
Ich würde auch schön finden, wenn es für die Kids Körpersensibilisierungstrainings im Kindergarten und in der Schule gibt, wo sie fest legen, an mehreren Grafiken wer sie wo berühren darf. Auch muss man ihnen hier erklären, dass niemand das Recht hat sei einfach anzufassen und sie das Recht haben NEIN zu sagen und weg zu laufen.
Auch wäre es schön zu wissen, dass in der Erziehung Regeln nicht stur durch gesetzt werden, sondern darauf geachtet wird, dass die Regeln für das Kind verständlich sind, und es sie akzeptieren kann, OHNE dass Druck ausgeübt werden muss. Auch wenn dies für Erwachsene mehr Diskussion bedeutet, bedeutet es für die Kinder den Erhalt ihrer Mündigkeit.
Ich habe vieles hinter mir, ich hätte mir manchmal gewünscht, dass Lehrer und Erzieher besser auf Kinder eingehen, die still sind, die schweigen, die sich nicht in die Gruppe wagen, mehr auf diese Kinder eingehen, heißt auch unter Umständen ein Opfer aus der Isolation befreien.
Ich wünsche mir Therapeuten die Ängste ernst nehmen und die die Opfer vollkommen annehmen können, leider geschieht das noch immer nicht über all. Denn nur wenn ich ernst genommen werde, kann auch ich mich ernst nehmen.
Der Zugang zu Therapien und Beratungen muss vereinfacht werden, es kann nicht sein dass ich als Opfer nicht weiß wohin, vor allem wenn ich noch ein Kind bin und mich aus Scham niemandem anvertrauen kann. Deshalb muss das Thema in der Öffentlichkeit präsent sein, damit man frühzeitig sich selbst Hilfe holen kann und sich nicht so verdammt einsam fühlen muss.